Heilsamer Perspektivwechsel

Lesezeit: 6 min.

Vielleicht ist das hier die “Story of my Life” - wenn es die eine überhaupt gibt. Zumindest habe ich sie vor Kurzem als übermächtig enttarnt. Nach dem ganzen Abpellen der Zwiebelschichten spüre ich wie sehr sie mich beherrscht, wie sie mich oft einen anderen Weg hat gehen lassen als den Weg meiner Bestimmung. Dieses Muster, diese alte Geschichte sitzt im Solarplexus, sie kontrolliert das Zwerchfell und damit beeinflusst sie auch den Magen. Auch die Leber wird von diesem Sog mitgezogen und schießt zurück. Wut ist am Start. Es fühlt sich an wie ein Kampf - den ich im Moment sehr stark wahrnehme, seitdem ich wieder mit und für Menschen arbeite. Das Solarplexus-Chakra, auch das Sonnengeflecht genannt, beinhaltet die persönlichen Themen Selbstsicherheit, Macht und Kontrolle. Und wenn ich das gerade so schreibe, wird mir tatsächlich schlecht. Der Magen zieht sich zusammen.

Ich darf keine Fehler machen.

Die Geschichte von “Ich darf keine Fehler machen. Ich werde kontrolliert. Jemand führt Macht über mich aus.” zieht sich durch mein Berufsleben, durch meine Schullaufbahn, durch meine Zeit als Turnerin, durch meine Erziehung in unterschiedlichsten Nuancen und oft ganz ganz subtil und auf jeden Fall meistens unbewusst. Und…. das erlebte meine Mutter noch viel mehr und meine Oma noch mal mehr. Das erlebten so einige Frauen der letzten Jahrhunderte. Und auch Männer erlebten das, die von Müttern und weiteren Frauen die Rache der Unterdrückung durch die männliche Herrschaft gespürt haben. Es ist was Riesiges und Tiefes und Uraltes! Und da ist so viel nicht gefühlte Wut!

So mal kurz durchatmen!

… puh

… wie geht’s dir dabei jetzt?

Kurz mal innehalten und checken.

Es ist also eine große Wunde, die ich da gerade spüre. Und ich dachte wirklich nicht, dass ich tief in mir drin so verunsichert bin und Angst habe, etwas falsch zu machen. Ich äußerte das mal an der Kaffeemaschine, als ich gerade die aufgeschäumte Milch im 45 Gradwinkel versuchte einzugießen, um daraus irgendwas Schönes herzustellen. “Krass, ich hab voll Schiss, das falsch zu machen.” “Ach brauchst du doch nicht. Wir haben hier eine Fehlertoleranz.” Ich gab also den Kaffee raus. Das war also ok. Gut. Ich schnaufte. Irgendwas strengte mich wahnsinnig an und ich nahm eine enorme Anspannung im Solarplexus wahr. Ich konnte da nicht mehr durchatmen und hatte kaum Hunger. Außerdem überkam mich immer wieder leichter Schwindel. Nach den 5-Stunden-Schichten war ich so angespannt und außer Kraft, dass ich an mir zweifelte, diesen Job weitermachen zu können. Ich checkte nicht, dass da ein starkes Muster hängt.

Da ich so angestrengt arbeitete, dauerte alles etwas länger. Und als ich merkte, das ich so viel Zeit brauchte, stresste mich das noch mehr. In den nächsten Tagen spürte ich, dass immer mal wieder jemand vorbeikam, um dies und das zu machen. Ich dachte: “Klar ich werde kontrolliert, warum ich so lange brauche.” Die Arbeitslust nahm plötzlich ab, ich war müde, ich war angestrengt. Und gleichzeitig nahm ich das Potenzial dieses Ortes, die beruhigende Aussicht auf die Elbe und die schöne Seele wahr. Da war etwas in mir, dass es schon längst besser wusste, das schon aus den alten Geschichten rausgewachsen war. Da war strahlendes Selbstbewusstsein. Und irgendwas trennte mich immer wieder - in den Momenten war das körperlich auch immer recht unangenehm. Ok, ich sollte etwas sehen und verändern.

Das ist eine alte Geschichte - das ist nicht meine Realität!

Ich hatte über Wochen immer wieder starke Schulterschmerzen und konnte schlecht schlafen. Ich besuchte deswegen eine Osteopathin und sie verstand sofort die Verbindungen. “Dein Epizentrum ist deine Mitte. Deine Aorta und deine Leber sind sehr verspannt. Zu viel Druck, der nicht abfließen kann. Du musst mehr bewusst atmen.” Zum Einen war ich sehr erleichtert und zum Anderen triggerte das wiederum meine Angst: “Zu wenig versorgt, zu viel Druck. Das ist gefährlich.” Mir war schlecht, mein Kreislauf ging runter und ich taumelte auf meinem Fahrrad nach Hause.

An dem Tag wollte ich in den Zug steigen und ans Meer fahren. Ich saß auf dem Sofa, war blass und sagte weinerlich: “Das ist viel zu anstrengend. Ich kann nicht fahren.” Ich malte mir die Herausforderungen während der Zugfahrt aus.

Dann wurde es still. Ich atmete und legte die Hand auf meine Leber.

Ich bemerkte, dass ich echt tief in was drin saß. Plötzlich wurde mir klar: Diese alte Geschichte hatte mich voll im Griff UND: Ich habe die Entscheidung wie ich mich jetzt fühle. Ich kann jetzt leiden… oder tief atmen, mir dieses Muster mal bewusst anschauen und die Macht zu mir zurückholen. Dann kam das Bewusstsein auf, dass ich meine Heilung selbst in der Hand habe. Ich kann mich halten und Verantwortung übernehmen. Und da wurde es heller und klarer. Ich kam zu mir zurück. Selbstsicherheit!

Mindful Reconnection

Auf dem Weg zum Zug gab es immer wieder diese Stimme, dass es anstrengend ist. Da war Angst. Ich atmete. Der Zug verspätete sich um 50 min. - warten in der Kälte. Ok einfach atmen. Den Anschlusszug verpasste ich auch - 2 Std. Aufenthalt im Kaff. Weiter atmen. Es wurde ganz langsam heller und heller in mir. Ich schaffte es immer wieder die Perspektive in die Realität zu wechseln. Ich holte mir die Macht zurück - alleine durchs atmen, was mein Nervensystem extrem beruhigte.

Als ich am Meer endlich ankam, war es dunkel, regnerisch und kalt. Aber ich stampfte energetisiert und so erfreut über diese Erfahrung aus dem Bus, dass ich diese Lebendigkeit feierte. Im leeren Haus angekommen schrie ich laut und rollte mich auf den Boden, ich stöhnte und tönte und atmete - wie befreiend. Ich merkte wie es wieder in meinem Körper floss. So geht Selbstheilung!

Gamechanger

Das alte, schwere Muster aus den letzten Jahrhunderten hat jetzt einen Endgegner: sanftes, ausdauerndes, tiefes Atmen. Auch wenn es Jahre dauert, ich möchte mich immer wieder an die Möglichkeit erinnern, adhoc die Perspektive wechseln zu können und zu mir zurück zu kommen. Zu jedem Zeitpunkt. Das ist ein absoluter Gamechanger. Und eine Entscheidung … für die Heilung dieser uralten Wunde. JETZT bin ich in der Verantwortung.

Katharina Frilling

coaching & facilitation

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Radikales Commitment