Bewegende Zwischen.Welten

Lesezeit: 6 min.

Für die nachfolgende Geschichte brauchte ich einen sachlichen Anfang, um mich auf das entstehende Gefühl langsam einstellen zu können. Mein Herz beginnt schon zu pochen.

Ich war mal wieder mutig, mich in einen Zwischenraum, einem Nichtwissenraum zu begeben, wo ich jedes Mal meinen tieferen Gefühlen begegne, die immer schon anklopfen, damit ich die Tür öffne.

In dem ich mir immer öfter erlaube, meinen Impulsen zu folgen (= mein radikales Commitment), treffe ich nicht nur öfter unkonventionelle Entscheidungen, sondern auch auf besondere Menschen. Was diese Menschen so besonders und wertvoll macht, ist deren Erlaubnis, ihren ur-eigenen Impulsen zu folgen, sich verbinden zu wollen und dadurch gemeinsam einen schöpferischen, realistisch-utopischen Raum zu kreieren. Was mich derartige Räume erleben lassen, sind zum einen die Bestätigung, dass meine Beobachtungen sowie Gedanken- und Gefühlswelten eine Schatzkammer sind und dass meine Entscheidungen, immer wieder aus sicheren Systemen auszusteigen, um in einem Zwischenraum über den Tellerrand schauen und fühlen zu können, einfach meine Bestimmung ist.

Ich bin also auf dieser Welt, um aus einer Zwischenwelt heraus das Geschehen um mich herum weitläufig zu beobachten, in der Tiefe wahrzunehmen, meine Beobachtungen und Erlebnisse mitzuteilen, zu berühren und Menschen genau an dieser Stelle zu begleiten – raus aus der Trennung, rein in die Verbindung.

An der Quelle der Trennung

Mein Er.Leben in den X-Lockdowns ist schon ein eigener Blogeintrag wert. Da ich dazu aber noch nicht ganz bereit bin, belasse ich es heute bei einem längeren Abschnitt und bei der Essenz. Ich bemerke gerade, wie sehr mich das bewegt, wie das Erleben sich langsam Raum in mir nimmt.

Ich schließe die Augen… und fasse es kurz: ich habe ganz bewusst Ohnmacht, Machtmissbrauch und ein kategorisches Ausschließen aus der Gesellschaft erlebt, gefühlt einen Ausschluss aus der Weltgemeinschaft. Ich wurde ohne etwas dafür zu tun und zu wollen in eine Zwischenwelt katapultiert. Ich war getrennt vom Gemeinschaftsgeist. Wenn man sich zu Gemüte führt, dass das Erleben von Gemeinschaft, Anerkennung und Zugehörigkeit die psychologischen Grundbedürfnisse ausmachen, saß ich monatelang ganz blank auf meiner Existenz im emotionalen Überlebensmodus. Eine einzige Person, mit der ich täglich per Messenger eingecheckt habe, der tägliche Gang in den Wald und das bedingungslose Angenommensein von meinen Eltern haben mir das psychische Überleben gesichert. Das hat auch dazu geführt, dass sich dieses kollektive Trauma nicht festsetzen und mich taub machen konnte. Darüber jetzt zu schreiben ist ein weiterer Schritt raus aus der Stummheit.

…puhhh… Atmen!!!

An dieser Stelle wurde mir mal wieder so klar vor Augen geführt, in welcher Lage sich die Menschheit befindet: mitten in der Trennungsgeschichte, wo Menschen aus purer schattenhafter, also unbewusster Angst heraus lieber ihren eigenen Arsch retten als mal innezuhalten und ihrem dumpfen Gefühl, dass hier etwas so gar nicht stimmt, mehr Raum zu geben. Und JA: Jetzt kann ich das auch richtig gut akzeptieren, dass da dieses unausgeheilte Klima 90% der Menschheit vereinnahmt hat und kann mit den Entscheidungsträgern sogar mitfühlen. Das war für niemanden so wirklich einfach – auch wenn es für einige so schien.

Um mich herum hatten ALLE eine gewisse “Schutz”möglichkeit gewählt, zu der ich ein klares inneres Nein hatte, welches ich rational nicht begründen konnte. Und ich werte bis heute niemanden für seine/ihre ganz persönliche Entscheidung ab! Das steht mir überhaupt nicht zu. Das erzeugt auch keinen Frieden, eher im Gegenteil.

Im Winter 2021/2022 befand ich mich dann das erste Mal außerhalb vom Rand der Gesellschaft. Meine Selbstbestimmung wurde mir einfach genommen, indem es plötzlich bestimmte Regeln gab. Vom Innercircle kamen Stimmen zu mir, die meinten: “Du hast doch die Wahl, entscheide Dich doch für die Freiheit!” Aber MEINE Freiheit war, mich entscheiden zu dürfen, für das, was für MICH stimmig war - ohne Konsequenzen. Dann wurde mir irgendwas von “Solidarität” entgegengebracht, was ich wiederum völlig anders sah. In mir entstanden in dieser Phase Bilder von der Nazi-Zeit, von Sklaverei, von Krieg, von Hexenverbrennung. Es bildete sich jetzt auch in mir ab und ich spürte da eine klare Referenz in meinem System. Etwas in mir fühlte sich endlich gesehen. Ich kannte also dieses absolute Getrenntsein? Klares JA. Ich bin Teil dieser Story of Separation. Und: ich sollte das tatsächlich genauso erfahren!

 

Was uns am meisten f***t

… kann also entweder zur Abspaltung führen oder ein Antrieb werden. Da ich in der glücklichen Lage bin, in einem freien Land zu leben, seit 2015 auf meiner Bewusstseinsreise zu sein und (auch dadurch) ein handlungsfähiger, eigenverantwortlicher, erwachsener Mensch zu sein, Frau zu sein, bewusste Menschen um mich zu haben, die mit mir das Durchkauen und da bleiben, konnte ich mich nach diesem Erleben entscheiden: ich erlöse mein System immer weiter von Trennung, mache mehr Platz auf meiner stabilen Grundlage (die ja seit Geburt da ist), decke früher Spannungsfelder auf – in mir und um mich herum – und gehe klar und fokussiert meinen Weg und meinem Auftrag entgegen. Immer in Bewegung, zwischen diversen Polen, mit allen Gefühlen, in selbst gewählter Freiheit. Bewusste, zielgerichtete, lichtvolle Wutkraft - das Ergebnis der Gefühlsarbeit in diesen Monaten. Ziemlich geil und wild und unaufhaltsam. Ich habe gar nichts zu verlieren!!! Es braucht “nur” bedingungslosen Kontakt.

Da kommt große Freude auf :D

Durch diese extreme Erfahrung stieg mein Mitgefühl für alle sog. “Unterprivilegierten”, die es kategorisch nicht schaffen in diesen eingebildeten, professionalisierten, ziemlich tauben und angstbesetzten Gesellschaftsschichten mitzuspielen, fast ins Unermessliche (its a shame i am part of this game). Ich stehe seitdem immer mal wieder mit geschlossenen Augen und mit meinem Hand auf dem Herzen da, wenn ich diese Energiefelder in unserer Gesellschaft spüre, im Zug mittendrin stehe. Es berührt mich sehr…

 

… sehr…

 

… wenn ich weiß, dass so viele Menschen so gerne mitspielen wollen, aber in das Spiel einfach nicht reinpassen. Mein Mitgefühl in diesem Moment ist das Einzige, was ich da gerade tun kann und was in diesem Moment ein Feld von Liebe kreiert. Der Boden vom Frieden. Und das gelingt mir wahrlich nicht immer. Wenn ich sehr sensibel bin, erlaube ich mir davon Abstand zu nehmen.

Parallelwelten und schattenhafte Wut

Erst jetzt verstehe ich, warum ich mich in die Erziehungswissenschaften nur so reingeworfen habe. In meiner Diplomarbeit durfte ich mich recht intensiv mit kriminalisierten Jugendlichen mit Migrationshintergrund beschäftigen. Mir gingen echt die Augen auf, dass wir den Titel “Einwandererland” seit Jahrzehnten nicht wirklich annehmen wollen. Das führt zu diversen Parallelwelten, wo Menschen sich weder Deutschland noch ihrer Heimat zugehörig fühlen - sprich das psychologische Grundbedürfnis weitreichend nicht erfüllt.

Entwurzelt, unsicher, richtig wütend. Verständlich! Wunderst du dich da noch über Kriminalität, Aggression und anderweitige Übergriffe? Ich nicht!

Die Lockdown-Experience war für mich also einschneidend und überaus motivierend – ich würde sogar sagen: es hat mich richtig wach gemacht, nach der totalen Ohnmacht viel mehr innere Stabilität frei gehobelt und mich auf eine nächste Ebene gehoben. Diese Zeit Anfang 2020 hat mich nicht nur angetrieben, genauer hinzuschauen, sondern hat für ganz viele Gesellschaftsschichten einen riesigen Zwischenraum geöffnet, wo die Trennungsschicht, all die lebensfeindlichen Vergehen, Profit- und Raffgier usw. (such es dir aus) sichtbar werden. GENAU JETZT!

Für alle, die nun auch nur einen Hauch Veränderungswunsch und -willen in sich spüren, die ehrlich gesagt so langsam keinen Bock mehr auf diese Art des Miteinanders, ihre Arbeit, Beziehung oder andere Lebensinhalte haben: vielleicht sollst gerade DU JETZT einen entscheidenden Beitrag leisten zu einer Welt mit tieferer Verbundenheit, indem Du Dich auf den Weg machst, das zu tun, warum du hier bist.

Mich bewegt das alles sehr. Das ist mein Feuer!

 

DANKE, dass du das liest und diese Botschaft weiter verbreitest!

Katharina Frilling

coaching & facilitation

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Stärkende Selbst.Gespräche