Stärkende Selbst.Gespräche

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Seit Kurzem erforsche ich die Geschenke meiner Vergangenheit und die Werkzeuge, die mir in die Wiege gelegt wurden. Denn nachdem ich viel Schattenarbeit getan habe, war mir danach, verstärkt auf die unfassbar intelligenten Strategien zu schauen, die ich mir als Kind so „überlegt“ hatte. Ich bin so begeistert, was ich mir schon damals für Selbstführungstools aneignete, neben dem gesamten Werkzeugkasten, der mir von meinen Ahnen und meiner Familie bereitgestellt wurde. Ich hatte es im Laufe meines (ernsten) Erwachsenwerdens einfach vergessen bzw. wurde es überlagert mit wichtigeren Dingen, um im Takt der Gesellschaft und Gemeinschaft zu bleiben. Da lag ganz schön fett fieser Staub drauf.

Für mich schafft es enorm viel Erleichterung zu wissen, dass das Wegschieben von essentiellen Wesensfacetten während meiner Bildungslaufbahn, im Berufsalltag, im Familien- und Beziehungsgeschehen etc. einfach logisch und nicht so dramatisch war, wie ich es bis vor Kurzem noch gespürt und gedacht habe. Das WESENtliche wurde an einem sicheren Ort gespeichert und jetzt bekomme ich Zugang zu diesem Schatz.

May i proudly present

Zu meinem Glück bin ich mit drei älteren Geschwistern aufgewachsen. Bei einer derartigen Kinderhorde war zum einen Streit vorprogrammiert und zum anderen durften wir selbst lernen, einen Umgang damit zu schaffen. An den Stellen, wo heute Erwachsene wahrscheinlich eingreifen und für Frieden sorgen würden (was mir ja mittlerweile auch etwas zu kontrollierend erscheint), durfte ich mir erstens ein hartes Fell zulegen und zweitens alleine schauen, was mir jetzt dient, um für mich gut zu sorgen.

Wenn mich keiner gesehen und gehört hat oder mich hören wollte, ging ich in einen Raum für mich und führte Selbstgespräche. Ich sprach mit meinem Selbst, sorgte für Ordnung und Mitgefühl; ich tröstete mein Selbst, was gerade verletzt wurde. Ich war mir in diesen Momenten ganz nah – purer Kontakt mit mir und meinem tiefsten Innersten, pure automatisierte Selbstregulation. Manchmal war mir auch so, als wenn mir wirklich jemand zuhörte, vor allem, wenn neben mir meine 50 Kuscheltiere saßen. Das half mir dabei, nach einer Weile wieder in die Gruppe zurückzufinden. Natürlich entstand je nach Intensität dort auch eine Wunde, ein Verschluss von Emotionen, aber die Selbstgespräche entschärften die Situation, wenn ich die Möglichkeit hatte, den Raum zu verlassen, um mit mir zu sein.

Gut verschlossen und daher länger haltbar ;)

Dieses Tool der Selbstregulation wurde mit ca. 7 oder 8 Jahren in meiner Schatztruhe verschlossen, als ich bei den Selbstgesprächen von meinen Geschwistern belauscht und ausgelacht wurde. Ich bewertete es demnach als lächerliche Idiotenmethode, dass nur kleine Kinder machten und mich aus der Gruppe rausbrachten. So, das wars dann mit dem hochintelligenten Werkzeug… und entdeckte ein neues: eine Mauer aufbauen und innerlich verschwinden, um mein Selbst zu schützen. Diese Mauer sorgte dafür, dass ich ohne weitere größere Blessuren durch die nächsten Phasen meines Lebens kam.

Aber zurück zu den Selbstgesprächen: In der Rückschau kann ich sagen, dass ich bis heute immer wieder völlig unbewusst mit mir gesprochen habe, wenn ich alleine war. Und wenn ich das wahrnahm, verstummte ich sofort und schämte mich. Denn meine Sichtweise war, dass im öffentlichen Raum nur Menschen mit sich selbst redeten, die ihre Impulse nicht gut kontrollieren konnten und/oder „verrückt“ waren und man hinter ihrem Rücken über sie lachte.

Sesam öffne dich!

Je mehr ich mich mit Selbstregulation beschäftigte, bemerkte ich wie ich nicht nur über die Selbstberührung Kontakt zu mir aufnahm und meine eigene Mauer durchbrach, sondern wie mir auch Selbstgespräche zu Ruhe, Fokus und Erdung verhalfen. Ich begann also meinen Schatz wieder auszugraben und schaffte mir Räume, wo ich das aufleben ließ und auch meiner Scham begegnete.

Heute laufe ich vor Freude hüpfend durch den Wald und spreche laut vor mich hin. Ich spüre wie mich das in Selbstkontakt bringt und mich enorm klärt, wie ich eigene Fragen beantworten kann, wie ich meinen roten Faden wiederfinde – pure Selbstführung. Gleichzeitig bemerke ich, wie mich die Natur stärker unterstützt und ich deutlichere Botschaften bekomme. Durch diese befreite Energie und die authentischen Gefühle, die bei den Selbstgesprächen aufkommen und mitschwingen, komme ich leichter mit meinem inneren Kern, mit meiner inneren Wahrheit in Kontakt. Somit bin ich in der Lage öfter, leichter und schneller stimmige Entscheidungen für mich zu treffen.

Danke kleine Katharina für dieses großartige Tool, danke große Katharina, dass du den Schatz wieder ausgegraben hast 😊 More to explore…

Raus damit!

Der nächste großartige Schritt ist jetzt, Selbstgespräche zu führen, während andere im Raum sind, falls ich den Kontakt zu mir verloren habe oder Antworten brauche. Quasi erlaubtes Innehalten und Entdeckungssprechen. In einigen Räumen ist das bereits möglich in Form von Sprachnachrichten, die dann irgendwann gehört werden und es sogar möglich ist, dass eine Resonanz kommt. Und wenn ich anfange es richtig zu framen und einen Wunsch platziere wie „Ich brauche Feedback. Was stößt da bei dir auf Resonanz?“ oder „Ich möchte nur mal was aussprechen, um mich zu sortieren.“ ist die Chance sehr viel geringer, dass da nochmal alte Scham aufkommt. Und wenn mein Gegenüber Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit und Selbstverantwortung lebt, dann kann ich mir auch sicher sein, dass ich nicht Gefahr laufe jemanden zu überfordern.

Was für ein gut behüteter Schatz!

Katharina Frilling

coaching & facilitation

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